Mutterland
Mütter und Töchter haben von Natur aus eine sehr komplexe Verbindung. Sie streiten und lachen miteinander, lernen voneinander und entdecken sich mit der Zeit immer mehr ineinander. Umso spannender wird es, wenn mehrere Generationen zusammenkommen. Ich habe das Glück, dass die Frauen meiner Familie mütterlicherseits früh Kinder bekommen haben, sodass ich noch meine Uroma habe und kenne. Meine Familie kommt aus Russland, Jekaterinburg ist unsere Heimatstadt. Meine Oma und meine Uroma sind schon sehr lange allein — vor vierundzwanzig Jahren starb mein Uropa, vor achtzehn Jahren starb mein Opa. Trotzdem leben beide für sich, jede in ihrer eigenen Wohnung. Meine Oma arbeitet, daneben kümmert sie sich um meine Uroma. Meine Mutter ist weit weg. Die Distanz stellt die Beziehungen auf eine harte Probe. Meine Mutter hat immer damit zu kämpfen gehabt, nicht nahe sein zu können. Es ist schwer, den Kontakt zu halten, Teil des Lebens zu sein, mitsprechen zu wollen, obwohl man nicht greifbar und der eigene Alltag so anders ist. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit drei Generationen der Frauen meiner Familie. Es sind starke Frauen mit ihren eigenen Leben und Sorgen, die für kurze Momente in vertrauter Umgebung zusammentreffen. Es geht um die Vergangenheit, die Gegenwart und die ungewisse Zukunft. Es geht um die tiefe Verbundenheit und Zusammengehörigkeit in den Augenblicken des Zusammenseins, aber auch um unausgesprochene Ängste und darum, in ganz stillen Momenten gemeinsam einsam zu sein.